Bremerhaven, den 8.11.2018
Liebe Eltern,
im Oktober hat es in kurzer Zeit eine Vielzahl öffentlicher Mitteilungen zum Thema Schule gegeben, die nicht in jedem Fall der schulischen Wirklichkeit in unseren Oberschulen entsprechen. Wir wollen nicht, dass unsere Zusammenarbeit im beginnenden Wahlkampf durch unvollständige oder falsche Behauptungen Schaden nimmt.
Seit Jahren arbeiten wir Schulleitungen, auch in schwierigen Zeiten, vertrauensvoll und zum Wohle der Kinder mit Ihnen zusammen. Das wollen wir beibehalten! Auch in Zukunft wollen wir miteinander Probleme lösen und nicht, zum Teil anonym, übereinander sprechen.
Es wurde beispielsweise behauptet, …
… dass viele Betriebe Notenzeugnisse wollen, weil sie die Lernentwicklungsberichte nicht verstehen.
Richtig ist, dass die Betriebe die Lernentwicklungsberichte gar nicht erhalten. Die Zeugnisse für die 9. und 10. Jahrgangsstufen bestehen aus einem Lernentwicklungsbericht mit Noten und einer einseitigen Zusammenfassung des Zeugnisses mit Noten. Diese einseitige Zusammenfassung unterscheidet sich nicht von den Notenzeugnissen früherer Jahre und geht in die Bewerbungsmappen ein.
… dass wichtige praktische Unterrichtsinhalte verloren gehen, weil beispielsweise der WAT-Unterricht in den Lehrküchen nicht mit 22 Schülerinnen und Schülern stattfinden kann.
Richtig ist, dass die maximale Gruppengröße in Lehrküchen seit Jahrzehnten auf 16 Kinder und Jugendliche festgelegt ist und nicht verändert wurde. In vielen inklusiven Oberschulen findet der Unterricht sogar in Halbgruppen statt, das heißt mit maximal 10 – 12 Schülerinnen und Schülern.
… dass Eltern Schulplätze in Niedersachsen suchen, weil in Bremerhavens Gymnasien auch Kinder und Jugendliche unterrichtet werden, die keine Gy-Empfehlung haben.
Richtig ist, dass auch in den niedersächsischen Gymnasien Schülerinnen und Schüler unterrichtet werden, die keine Gy-Empfehlung haben. In Niedersachsen gilt, wie in allen anderen Bundesländern und im Bundesland Bremen, der Elternwille (§ 59 Abs. 1 Satz 1 Niedersächsisches Schulgesetz). Sie, als Eltern an unseren inklusiven Oberschulen, merken dies daran, dass bei der Erstanwahl der E- und G-Kurse Ihre Einschätzung Ihres Kindes ausschlaggebend ist.
Seit dem Schuljahr 2011/12 bauen wir in der ganzen Stadt inklusive Oberschulen auf. Zwei Jahrgänge haben inzwischen ihren Abschluss gemacht. In Wirtschaftsunternehmen gilt, dass es etwa 30 Jahre dauert, bis sich eine Innovation durchgesetzt hat und Alltag geworden ist. Wir erwarten, dass unsere Arbeit nicht wieder dem Vierjahresrhythmus der Wahlkämpfe ausgesetzt wird. Gute Schulen brauchen verlässliche Rahmenbedingungen und wir fordern, dass man auch unserer Aufbauarbeit diese benötigte Zeit lässt.
Doch schon jetzt haben wir nach dem durch PISA 2000 aufgezeigten Scheitern des alten Schulsystems viel erreicht!
• Vor der Einführung der Oberschulen lagen die Klassengrößen bei 25 bis 30 Schülerinnen und Schülern. Heute liegt die Klassengröße durchschnittlich bei 22 Schülerinnen und Schülern und trotz des beklagenswerten Lehrermangels gibt es an vielen Stellen Doppelbesetzungen oder kleinere Lerngruppen.
• Es gab nie ein dreigliedriges Schulsystem. Vor der Einführung der Oberschulen besuchten über 10% der Bremerhavener Kinder und Jugendlichen Sonderschulen („Förderzentren“) als vierte Schulform. Eine Zahl, die bundesweit sehr weit oben lag. Wir haben in unseren Oberschulen vielfältige Maßnahmen ergriffen, damit zukünftig nicht mehr so viele Schülerinnen und Schüler vom Lernen abgekoppelt werden.
• Der Lehrermangel ist ein bundesweites Problem. Immer noch fehlt es an einer ausreichenden Anzahl an Studienplätzen. In dieser schwierigen Situation mussten wir den umfassenden Generationenwechsel in unseren Schulen gestalten. Diese Aufgabe gelingt uns Dank unserer engagierten Kolleginnen und Kollegen.
• Noch nie gab es so einheitliche Zeugnisse und so intensive Rückmeldungen an Sie, die Eltern, wie seit dem Aufbau der Oberschulen. Noch nie gab es so viel Transparenz bei den Lerninhalten. Noch nie gab es eine so gute Zusammenarbeit der Oberschulen mit den Grundschulen und den weiterführenden Schulen.
• Unsere Kollegien lernen immer besser multiprofessionell zusammenzuarbeiten. Das dient allen Kindern in unseren inklusiven Oberschulen, den Starken wie den Schwachen.
Herr Heidemeyer von der Industrie- und Handelskammer Bremen hat öffentlich erklärt, dass die Leistungen unserer Schülerinnen und Schüler seit Beginn der Schulreform nicht schlechter, sondern eher besser geworden sind. Jedoch noch nicht gut genug. Das stimmt mit unserer Wahrnehmung überein. Daran wollen wir anknüpfen und das, was wir in den letzten Jahren aufgebaut haben systematisch weiterentwickeln, um die von uns allen angestrebten guten Leistungen zu erreichen.
Das können wir aber nur gemeinsam schaffen, denn zum Erreichen guter Leistungen gehört neben einer Schule, die für anspruchsvolle Lernangebote sorgt, auch ein Elternhaus, das sich kümmert. Gemeinsam werden wir die begonnene Verbesserung unserer Schulen zu einem Erfolgsmodell machen können.
Herzliche Grüße
Ihre Schulleitungen:
Gaußschule II Sabine Martens, Olaf Achilles
Heinrich-Heine-Schule Meike Ehler
Humboldtschule Ralf-Dieter Loell
Johann-Gutenberg-Schule Ute Laubner, Jutta Bohlen
Neue Oberschule Lehe Bodo Stehen, Christine Fiebig
Oberschule Geestemünde Ana Isabel Hüller, Stephan Penning, Anne-Kathrin Haerting
Paula-Modersohn-Schule Dr. Joachim Wolff, Lea Hoffmann, Kathrin Gebhardt
Schule am Ernst-Reuter-Platz Nicole Wind, Olaf Hüllen, Christof Meier
SZ Carl von Ossietzky, Oberschule Dr. Georg Mondwurf, Oliver Götz, Zehra Özdemir
Wilhelm-Raabe-Schule Stefanie Müller, Stefan Bechheim,Maike Deiler